Wie nah Freund und Leid im Profisport beieinanderliegen, musste der SSC Palmberg Schwerin am Mittwochabend schmerzlich erfahren. Auch die Floskel, dass der Pokal seine eigenen Gesetze hat, wurde einmal mehr zur bitteren Realität. Konnte das Team von Felix Koslowski am Samstagabend in der Bundesliga Partie die Roten Raben aus Vilsbiburg noch deutlich mit 0:3 besiegen, folgte im DVV-Pokal Viertelfinale am Mittwoch die Revanche und damit das bittere Aus im Wettbewerb. Eine aggressive Vilsbiburger Mannschaft, angeführt von Diagonalangreiferin Pauline Martin, kann dem SSC den Schneid abkaufen und zieht nach einem 3:0 Erfolg ins Halbfinale des DVV-Pokals ein.

SATZ FÜR SATZ

Starting Six Schwerin – Kästner, Pogany, Baijens, Dambrink, Marring, Emonts, White

Starting Six Vilsbiburg – Rivera, Soto Nunez, Klein Lankhorst, Salkute, Bruin, Martin, Nestler

SATZ 1: „Wir erwarten am Mittwochabend eine andere Vilsbiburger Mannschaft als am Samstag,“ warnten sowohl Felix Koslowski als auch Indy Baijens noch vor dem zweiten Aufeinandertreffen und diese böse Vorahnung sollte Wahrheit werden. Die gastgebenden Raben aus Vilsbiburg starten mit veränderter Aufstellung in das Do-or-Die Spiel im DVV-Pokal und sind von Beginn an aggressiv und mutig. Dem Titelverteidiger aus Schwerin gelingt im ersten Durchgang nicht das gewohnt schnelle Spiel, da Vilsbiburg in Aufschlag und Angriff extrem druckvoll unterwegs ist. Die Raben hingegen erwischen einen Traumstart mit 6:2 und der SSC läuft von Beginn an einem Rückstand hinterher. Vor allem Soto und Martin punkten zu Spielbeginn und Felix Koslowski nimmt beim Stand von 11:5 die erste Auszeit. Der folgenden Aufschlag der Gastgeber geht ins Aus, Indy Baijens hingegen verwandelt ein Ass und die Schwerinerinnen kommen bald auf 12:10 heran. Vor allem Elles Dambrink und Indy Baijens scoren, doch durch Probleme in der Annahme und zu wenig Zugriff in Block-Abwehr können die Raben wieder auf 16:11 davonziehen. Die Gastgeberinnen schaffen es erfolgreich, den SSC regelmäßig aus dem Spielsystem bringen, präsentieren sich selbst stabil in Annahme und Abwehr und können den Satz mit einem frechen zweiten Ball der Zuspielerin zum 25:21 für sich entscheiden.

SATZ 2: Das Team von Patricia Nestler macht in Durchgang zwei genau da weiter, wo es im ersten Satz aufgehört hat, und spielt schnell und aggressiv, getragen von den lautstarken Fans in eigener Halle. Nestler sagte nach der 0:3 Niederlage am Samstag, dass ihre Mannschaft alle Hausaufgaben machen wird, um sich am Mittwoch anders zu präsentieren und genauso kam es. Bis zum 8:7 war der Satzbeginn noch ausgeglichen, doch dann hieß es für die Schwerinerinnen, angeführt von Anna Pogany, wie schon im ersten Durchgang, einem Rückstand hinterherzulaufen. Raben-Zuspielerin Klein Lankhorst spielt weiterhin schnell und schwer berechenbar und Vilsbiburg kann auf 17:13 entfliehen. Der SSC kämpft sich in dieser schwierigen Situation auf 18:18 heran und schöpft nach 5 Punkten in Folge Hoffnung, hier den Spieß nochmal umdrehen zu können. Doch Vilsbiburg nimmt wieder Fahrt auf und kann sich 4 Satzbälle erspielen. Mit 25:20 geht auch dieser Durchgang an die vermeintlichen Außenseiter von Tabellenplatz 6 und der Druck auf die Gäste aus Schwerin wächst.

SATZ 3: Mit dem 2:0 im Rücken beginnen die Gastgeberinnen aus Vilsbiburg auch im dritten Satz ungebremst druckvoll und mit dem festen Glauben an eine kleine Sensation. Für Schwerin ist zu erkennen, dass alles, was noch am Samstag gut funktioniert hat, in vielen Situationen wirkungslos bleibt und somit rennt man auch in diesem Durchgang einem Rückstand hinterher. Immer wieder ist es Diagonalspielerin Pauline Martin, die dem SSC das Leben besonders schwer macht. Beim Stand von 18:14 und im Anschluss an eine Auszeit von Felix Koslowski, darf Meg Wolowicz für Indy Baijens aufschlagen, doch den Lauf der Vilsbiburgerinnen kann auch sie nicht unterbinden. Die Halle feiert beim Stand von 20:16 schon lautstark ihre Heimmannschaft, die die Gäste weiterhin mit guten Aufschlägen unter Druck setzt. Doch Nova Marring punktet zum 20:17 Anschluss, auf den der Raben-Coach mit einer Auszeit reagiert. Auch wenn die Schwerinerinnen Kampfgeist zeigen, scheint am heutigen Abend kein Kraut gegen die Vilsbiburgerinnen gewachsen. Das Heimteam erspielt sich beim Stand von 24:19 5 Matchbälle und die Partie scheint fast gelaufen. 4-mal kann der SSC jedoch abwehren – Grund dafür sind mutige Aufschläge von Youngster Paulina Ströh, die eingewechselt wurde und die Annahme der Gastgeberinnen so unter Druck setzen kann, dass Blocks durch Emonts und Baijens am Netz abstauben können. Der SSC kann die Hoffnung noch aufrecht halten, doch am Ende muss sich der amtierende Pokalsieger mit 25:23 aus dem Wettbewerb verabschieden. Die Roten Raben Vilsbiburg stehen nach 2017 erstmals wieder im Halbfinale des DVV-Pokals und treffen dort zuhause auf den SC Potsdam.

STIMMEN ZUM SPIEL

Felix Koslowski: „Es ist frustrierend hier heute auszuscheiden, das ist ganz klar. Wir sind schlecht ins Spiel gestartet und konnten in Block-Abwehr heute nicht die Präsenz zeigen, die wir am Samstag hatten. Vilsbiburg hat natürlich alles oder nichts gespielt und wir hatten große Schwierigkeiten, Zugriff auf das Angriffsspiel zu bekommen. Das ist dann im Verlauf des Spiels besser geworden, man hat aber dennoch gemerkt, dass wir nie so frei gespielt haben, wie am Samstag. Vilsbiburg war uns in Aufschlag und Annahme überlegen und hat trotz des hohen Drucks fast fehlerfrei gespielt. Man spielt dann auswärts und das Heimteam wird von den eigenen Fans getragen, während sich bei uns dann eigene Fehler eingeschlichen haben. Unsere personelle Situation können wir aktuell nicht ändern, aber fehlende Wechselalternativen haben natürlich auch ihren Teil zum Ergebnis beigetragen. Wir blicken nach vorn und wollen am Samstag in der Bundesliga wieder zurückkommen, dann steht der Europapokal an – wir müssen uns schnell rehabilitieren.“

Anna Pogany: „Unser Ziel war es, den Titel zu verteidigen und wir sind natürlich enttäuscht. Es erinnert mich an meine Zeit in Vilsbiburg, da ging es uns 2014 ähnlich. Wir haben heute einfach nicht ins Spiel gefunden und müssen analysieren, woran es lag. Wir müssen jetzt schnell den Schalter umlegen, denn Samstag steht das nächste Spiel in der Bundesliga an. Wir haben im Moment einen begrenzten Kader und müssen jetzt unsere Kräfte sammeln.“

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