Als Tabellenzweiter war der SSC Palmberg Schwerin am Samstagabend zum letzten Hauptrundenspiel nach Dresden gereist und hatte sich mit diesem Tabellenplatz eigentlich arrangiert. Doch auf einmal war die Ausgangslage nur Minuten vor dem Anpfiff eine andere als erwartet: nachdem Stuttgart dem SC Potsdam in eigener Halle unterliegt, geht es plötzlich für den SSC um die Tabellenführung und aus der Partie, in der eigentlich viel rotiert und ausprobiert werden sollte, wird im Handumdrehen die Chance, Stuttgart zu überholen und sich wertvolle Punkte für die Zwischenrunde zu sichern. Für Dresden hingegen, die den 3. Platz sicher hatten, hat die Partie keine Auswirkungen auf die Tabellensituation und Trainer Alexander Waibl könnte sich ausprobieren, doch die Verletzungs- und Krankheitssituation der Gastgeberinnen, die mit gerade einmal 2 Auswechselspielerinnen zu diesem Duell antreten, lässt dies nicht zu. Mit einem 1:3 Auswärtssieg in Dresden beendet der SSC Palmberg Schwerin die Hauptrunde und schiebt sich dank Potsdamer Schützenhilfe in letzter Sekunde an die Spitze der Tabelle.

SATZ FÜR SATZ

Starting Six Schwerin – Kästner, Llabrés, Baijens, Dambrink, Marring, Schut, Wolowicz

Starting Six Dresden – Janiska, Linke, Boonstra, Timmer, Jimerson, Winter, Jegdic

SATZ 1: Im Kopf frei und ohne Druck, so präsentiert sich das Team von Jennifer Janiska zu Beginn des Spiels und kann schnell auf 7:3 davonziehen, bevor SSC-Coach Martin Frydnes sein erstes Timeout nimmt. Der Norweger steht an diesem Abend für Felix Koslowski an der Seitenlinie, der kurzfristig krankheitsbedingt ausfiel. Der nächste Punkt gehört dem SSC. Im Anschluss kommt Neuzugang Susan Schut an die Aufschlaglinie, die die Dresdner Annahme ordentlich unter Druck setzt und zum 9:8 aufschließen kann. Auch Landsfrau Nova Marring kommt im Spiel an und punktet im Angriff. Der neu formierte Annahmeriegel des SSC mit Schut, Llabrés und Marring funktioniert nicht von Beginn an einwandfrei, soll sich aber im Spielverlauf noch steigern. Auch Elles Dambrink erwischt zu Spielbeginn nur die Blockfinger der Dresdnerinnen und bleibt im Angriff ohne Erfolg, sodass beim Stand von 14:11 Tutku Yüzgenc den Vorzug erhält. Mit diesen „Baustellen“ zu Spielbeginn, kann sich der Dresdner SC, wenn auch nicht in Bestbesetzung, einen 3-Punkte Vorsprung zum 16:13 erarbeiten. Dann gelingen den Gästen jedoch 3 Punkte in Folge durch gute Abwehr und clevere Schläge von Yüzgenc. Doch Dresden enteilt wieder auf 19:16, es punkten vor allem Pia Timmer im Aufschlag und Jennifer Janiska. Der SSC kämpft sich auf 21:21 heran, auch weil Mittelblockerin Meg Wolowicz im richtigen Moment punktet und es geht in die Crunchtime. Dresden kann sich 4 Satzbälle erspielen, der SSC ebenfalls und so endet die dramatische Phase des ersten Durchgangs mit 29:31 für das Team um Zuspielerin Pia Kästner. Der SSC beweist in der wichtigen Phase des Satzes mentale Stärke, nachdem man lange einem Rückstand hinterhergelaufen ist.

SATZ 2: Nach diesem spannenden Finish im 1. Durchgang, freuen sich die 3.000 Zuschauer in der ausverkauften Margon Arena sicherlich auf den 2. Satz, den die Heimmannschaft mit einem 3:0-Lauf beginnt. Bis zum 9:9 laufen die Damen aus Schwerin erneut einem Rückstand hinterher, da Dresden stark aufschlägt. Kurz den Anschluss gehalten, entflieht Dresden wieder mit einer 3-Punkte-Serie, bis sich Außenangreiferin Boonstra beim Stand von 12:9 schmerzverzerrt ans Bein greift und durch Hester Jasper ersetzt wird. Beim Stand von 13:9 nimmt Martin Frydnes eine Auszeit, denn im Schweriner Angriff läuft aktuell nicht viel zusammen. Meg Wolowicz erzielt den nächsten Punkt, doch Dresden kontert stark und kann die Führung auf 20:14 ausbauen. Die Gäste aus Schwerin kämpfen sich tapfer auf 23:22 heran, müssen diesen Durchgang jedoch mit 25:23 an die Dresdnerinnen abschenken, die an diesem Abend trotz personeller Not mutig aufspielen und getragen von ihren Fans, alles in die Waagschale werfen.

SATZ 3: Im dritten Durchgang gelingt endlich einmal dem SSC der bessere Start mit 0:3. Eine Dresdner Auszeit beim Stand von 6:9 zeigt Wirkung und dem DSC gelingen 3 Punkte in Folge, bevor mit Hester Jasper die gerade eingewechselte Außenangreiferin ebenfalls verletzt das Feld verlässt und Libera (!) Lotte Goertz ihre Position als einzig verbleibende Auswechselspielerin einnimmt. Jetzt erst recht – scheinen sich die Gastgeberinnen zu denken und bieten dem Tabellennachbarn aus Schwerin die Stirn. Nach einem 16:16 Zwischenstand kann sich das Waibl-Team sogar auf 22:20 absetzen, was wiederum sein Pendant an diesem Abend Martin Frydnes zur Auszeit zwingt, der seinen Spielerinnen in dieser wichtigen Phase nochmal die richtigen Worte mitzugeben scheint. Der SSC punktet 3-mal zum 22:23 und kann diesen wichtigen Satz für sich entscheiden.

SATZ 4: Nach drei engen Sätzen wird der vierte Durchgang zum Schnelldurchlauf für die Damen aus Schwerin. Sicherlich ist der deutliche Ausgang auch den fehlenden Wechselmöglichkeiten des Waibl-Teams geschuldet, denn nach schneller Führung zum 3:10, sind die Gäste bereits auf und davon. Auch wenn Alexander Waibl beim Stand von 4:13 bereits seine 2. Auszeit nimmt, scheinen die Kräfte der Dresdnerinnen nach den spannenden ersten 3 Sätzen dahin und im Gegenzug spielt der SSC in diesem Durchgang fast fehlerfrei. Blockstark präsentieren sich vor allem Wolowicz und im Angriff punkten Baijens, Yüzgenc und Neuzugang Schut. Die junge Holländerin, die in diesem Spiel zum ersten Mal von Beginn an starten durfte, zeigte besonders im Aufschlag und Angriff ihre Gefährlichkeit und kann am Ende 16 Punkte auf ihrem Konto verbuchen. Dem DSC fehlt es an Gegenwehr, sodass der Durchgang ungefährdet mit 11:25 an den damit frisch gekrönten Spitzenreiter der Hauptrunde geht. Wer hätte gedacht, dass aus dem einstigen Spiel, bei dem es um Nichts geht, so ein spannendes – wenn auch nicht immer hochklassiges – Duell wurde und es kurz vor Ende der Hauptrunde nochmal einen Wechsel an der Tabellenspitze gab. Die goldene MVP-Medaille sichert sich Libera Patrica Llabrés und die Silberne geht an Pia Timmer. Nun genießen beide Mannschaften eine Woche Pause, bis sie am 10.02.2024 um 17.00 Uhr in Schwerin zum ersten Zwischenrundenspiel erneut aufeinandertreffen. Ab Sonntag 13.00 Uhr gibt es Ticktes für die Partie auf www.ticketmaster.de

STIMMEN ZUM SPIEL

Martin Frydnes: „Wir haben kurz vor dem Anpfiff erfahren, dass Potsdam Stuttgart geschlagen hat und uns dann aber entschieden, bei unserer geplanten Aufstellung zu bleiben und den Spielerinnen das Vertrauen zu schenken. Man hat zu Spielbeginn gemerkt, dass wir einen neuen Annahmeriegel haben und da mussten wir uns wirklich reinarbeiten. Dresden konnte in den ersten Sätzen noch viel im 1. Tempo scoren aber wir wurden zunehmend stabiler und konnten uns auch in Block-Abwehr steigern. Das war heute nicht das schönste Spiel aber eine starke Mannschaftsleistung – Patri nimmt viel Verantwortung in der Annahme, Meg im Block, Susan war stark im Aufschlag und so gewinnen wir das Spiel. Gute Besserung an Hester Jasper und Famke Boonstra!“

Patricia Llabrés: „Es war ein schweres Spiel, denn wir haben unseren Rhythmus nicht gefunden und sehr instabil gespielt. Egal, am Ende holen wir die wichtigen drei Punkte und stehen an der Tabellenspitze, das ist das Wichtigste.“