Zum Halbfinale der Playoffs der Volleyballbundesliga gab es ein Wiedersehen der beiden Pokalfinalisten dieser Saison. Zur ersten Partie der Best-of-3-Serie empfang der SSC Palmberg Schwerin in heimischer Halle den SC Potsdam, das sich zuvor im Tiebreak im Viertelfinale gegen den VfB Suhl durchsetzen konnte. Vor 1626 Zuschauern sorgten beide Mannschaften für Spannung pur. Nach 0:1 und einer anschließenden 2:1 Führung konnte der SSC keinen seiner acht Matchbälle nutzen. Nach 2:09 Std. Kampf musste sich der Rekordmeister dem Pokalfinalisten mit 2:3 (19:25, 25:23, 25:21, 33:35, 11:15) geschlagen geben.

Beide Teams hatten Ausfälle zu verkraften. Während Potsdam auf Außenangreiferin Savelkoel (Kreuzbandriss) verzichten musste, hatte Schwerins Cheftrainer mit Yüzgenc (Rückenprobleme), Dambrink (Bauchmuskel) und Neuhaus (Erkältung) gleich drei Ausfälle auf der Diagonalposition zu beklagen. Für sie sprang Anne Hölzig ein. Der SSC begann mit leichten Problemen zum Anfang der Partie. Annahme, die Sicherung hinter dem Block sowie die Abstimmung untereinander saßen noch nicht, wie gewünscht. Potsdam erspielte sich eine erste 1:6-Führung und fand so deutlich eher in seinen Rhythmus. Doch auch beim Pokalfinalisten klappte noch nicht alles. Über Eigenfehler des Gegners, Schwerins Block und Lindsey Ruddins arbeitete sich der Pokalsieger mühselig heran. Aufschlagfehler und Annahmeprobleme verhinderten jedoch den Ausgleich. Koslowski unterbrach erstmals beim Stand von 8:13. Sein Team lief dem Rückstand aber weiter hinterher. Dominierte Schwerin vor wenigen Wochen den Tabellendritten nach Belieben, so fand der Rekordmeister in Satz eins kein Mittel gegen den SC Potsdam. Nur vereinzelt kamen White, Baijens, Hölzig und Ruddins durch. Zu wenig, am Ende ging der erste Satz deutlich mit 19:25 verloren. Dabei war der SCP keineswegs überlegen, erzielte zwölf Punkte für den Satzgewinn. 13 kamen durch Eigenfehler des SSC.

Die erste Satzpause schienen Koslowski und sein Team gut genutzt zu haben. Der Angriff des Rekordmeisters fand wieder erfolgreiche Wege und zog zu Beginn des zweiten Satzes auf 6:2 davon. Der SSC wirkte konzentrierter und fokussierter, festigte nun die gewohnten Abläufe. Dadurch reduzierten sich die Eigenfehler spürbar. Auffällig war besonders Außenangreiferin Lindsey Ruddins in dieser Phase, die häufig von Pia Kästner gesucht wurde und ihre Schmetterbälle ins Feld setzte. Schwerin bewahrte die Führung (12:7), doch trotz einiger Fehler blieb der SC Potsdam dran und ließ zwischendurch seine Qualität im Block und über Außen aufhorchen. Im Gegenzug waren laute „SSC“-Rufe von den Rängen zu hören, um die Mannschaft weiter zu pushen. Ruddins und White stellten den Abstand zwar wieder her (17:12), doch Potsdam kam durch Savic, Nemeth und Jasper auf 17:16 heran. Schwerin erkämpfte sich nun mühselig die Punkte, da der Kontrahent in der Verteidigung deutlich wacher war als zu Satzbeginn. Beim Spielstand von 20:17 unterbrach Gästecoach Naranjo Hernández. Im Anschluss erzielte sein Team zwei Punkte in Serie, der SSC konnte zunächst weiterhin die knappe Führung aufrecht erhalten, beim 22:22 fiel diese erstmals. Die stark aufspielende Ruddins erzielte drei ganz wichtige Punkte zum Satzende und bescherte mit dem 25:23 den 1:1 Ausgleich nach Sätzen.

Satz drei ging genauso spannend weiter, wie der vorangegangene aufgehört hatte. Beide Mannschaften lieferten sich einen ebenbürtigen Kampf – 5:5, 7:7 und 10:10 die anfänglichen Spielstände. Schwerins Block zeigte noch nicht die gewohnte Präsenz. Im Gegenzug machten Cekulaev und Nemeth den Schweriner Angreiferinnen das Leben schwer. Teilweise brauchte es mehrere Versuche im selben Ballwechsel für ein Durchkommen und Erzielen des Punktes. Beide Teams wechselten stetig das Aufschlagsrecht hin und her. Punktete ein Team, gab es sofort den Konter, ob durch einen schnellen Außenangriff oder einen Aufschlagfehler. Kein Team konnte sich absetzen und einen komfortablen Vorsprung erspielen. Beim 16:18 unterbrach Koslowski, machte eine emotionale Ansprache an sein Team. Sein Jubel, nachdem White direkt danach den Punkt erzielte, war sinnbildlich für die Leidenschaft, die er von seinem Team forderte, um den Satz drehen zu können. Hölzig und Alsmeier sorgten für den 19:19-Ausgleich. Daraufhin nahm Naranjo Hernández eine Auszeit. Nach langem Ballwechsel erspielten Ruddins und Hölzig die Führung, White legte mit einem Ass nach. Koslowski ließ all seine Freude und Emotionen raus, animierte die Gelbe Wand, diese wurde lauter denn je. Alsmeier erspielte daraufhin aus dem Hinterfeld drei Satzbälle. Indy Baijens konnte aus der Mitte direkt den ersten zum 25:21 Satzgewinn verwandeln.

Und der Thriller ging direkt weiter. Auch im vierten Satz schenkten sich die beiden Pokalfinalisten nichts, eröffneten jeweils ein Offensivfeuerwerk. Wer hier nur einen Hauch nachließ, wurde sofort bestraft. Potsdam konnte sich eine erste knappe Führung von 8:10 und 9:12 erarbeiten. Nach einer Schweriner Auszeit hielt Anne Hölzig zunächst ihren SSC im Spiel, doch Potsdam erhöhte auf 11:15. Schwerin fehlte der Zugriff in Block-Abwehr, um die Angriffe von Emonts (17 Punkte bis hierhin) und Nemeth (15) zu entschärfen. Felix Koslowski sah sich erneut gezwungen zu unterbrechen, gab seinen Spielerinnen Korrekturen mit auf den Weg. Seine Mannschaft blieb dran, ließ den SC Potsdam nicht davonziehen und arbeitete sich Stück für Stück in Richtung Ausgleich. Dabei setzten die Mecklenburgerinnen in ihren Angriffen mehr auf Tips und Präzision als auf Schlaghärte. Doch den Gästen gelang immer wieder der Befreiungsschlag, um den Gegner auf knapper Distanz zu halten. In der Crunchtime war es wieder Lindsey Ruddins, die stark aufspielte. Die US-Amerikanerin hielt mit ihren jetzt wieder wuchtvollen Schmetterbällen ihr Team weiterhin im Spiel und verkürzte fast im Alleingang auf 21:22 und 22:23. Zudem hatte Schwerin nun in der entscheidenden Phase Zugriff im Block. Ein Aufschlagfehler verspielte Potsdams ersten Satzball. Im Anschluss wechselten sich beide Team zwischen Satz- und Matchbällen mehrmals ab, die Partie war an Spannung kaum noch zu überbieten. Ganze acht Matchbälle konnte der SC Potsdam abwehren. Emonts sorgte mit einem Doppelschlag für das entscheidende 33:35.

Es ging also im ersten Halbfinale der Playoffs in den Tiebreak. Dieser war gleich geprägt von lauten Pfiffen in der Arena, da der Schiedsrichter eine Doppelberührung einer Potsdamerin nicht gesehen hat. Der Gegner nutzte die Aufregung und ging mit 1:4 in Führung. Koslowski nutzte direkt hintereinander seine beiden Auszeiten, um sich und sein Team wieder zu beruhigen und auf den letzten Satz zu besinnen. Baijens und Ruddins punkteten direkt, um den Rückstand zu verkürzen. Alsmeier und Whiten zogen nach, Kästner besorgte im Einerblock den Ausgleich zum 7:7. Potsdam nutzte die Aufreger und konnte immer wieder in Führung gehen. Doch Schwerin zeigte immer wieder eine starke Moral und zog nach, glich zum 10:10 aus. Das Team von Naranjo Hernández hatte das Auge für die freien Räume in der Defensive, konnte sich auf 10:12 und durch 2 Eigenfehler des SSC auf 10:14 absetzen. MVP Laura Emonts sorgte mit ihrem 30. Punkt für den 2:3-Gewinn der Gäste. Auf Seiten Schwerins erspielte sich Lindsey Ruddins mit 32 Punkten die MVP-Medaille.

„Wir hatten eine schwierige Ausgangslage, wenn alle drei etatmäßige Diagonalspielerinnen ausfallen. Anne hat das richtig gut gemacht. Es ist keine leichte Aufgabe, kurzfristig da reinzugehen, weil es viele taktische Details gibt, die du auf der Position spielen musst“, sagte Cheftrainer Felix Koslowski bezüglich seiner Umstellung und lobte: „Meine Mannschaft hat super gekämpft, wirklich alles reingehauen. Egal ob wir drei, vier Punkte zurück waren, wir haben uns immer zurückgearbeitet. Dem gebührt allerhöchster Respekt, vor allem unter den gegebenen Umständen. Glückwunsch auch an Potsdam, die haben das gnadenlos ausgenutzt.“

„Natürlich sind wir traurig, wir wollten zu Hause vorlegen. Ich glaube, dass wir am Anfang, vor allem in Block-Abwehr vielleicht ein bisschen zu fest standen. Wir haben viele Tips auch nicht verteidigt. Wir haben es über den Spielverlauf schon immer geschafft, weiter ranzukommen, aber wir hätten im vierten Satz einfach den Sack zu machen müssen. Da lagen, glaube ich, ein bisschen die Nerven blank. Wenn wir den ein oder anderen Ball präziser spielen und genauer machen, sieht das anders aus. Und so ein fünfter Satz kann halt in beide Richtungen gehen“, sagte Kapitänin Anna Pogany nach der Partie.

Am kommenden Mittwoch muss der SSC Palmberg Schwerin um 20:15 Uhr in der MSB Arena Potsdam ran. Dann steht die zweite Halbfinalbegegnung an. „Wir wollen am Mittwoch natürlich probieren, Vollgas zu geben und nochmal das Entscheidungsspiel hier in unserer Halle erzwingen“, gibt sich Anna Pogany kämpferisch.