Stuttgart ist in dieser Saison das Maß aller Dinge, so titelte SSC-Coach Felix Koslowski vor dem ersten Aufeinandertreffen der beiden Teams in dieser noch jungen Saison. Während die Schwerinerinnen einen holprigen Start in die Saison hinlegten, gelingt der Stuttgarter Mannschaft um Kapitänin Krystal Rivers bisher alles. In der Meisterschaft noch ungeschlagen, im Europapokal mit einem Freilos gesegnet und im DVV-Pokal aktuell im Halbfinale, sind die Gastgeberinnen aus Baden-Württemberg am heutigen TV-Volleyballabend der klare Favorit und untermalen diese Rolle mit einem 3:1 Erfolg über den SSC.

Mit einem ausgeglichenen Beginn starten die Teams in den ersten Satz und versuchen ab dem ersten Ball viel Druck im Aufschlag zu erzeugen. Bis zum 6:6 wechseln sich Aufschlagpunkte und Fehler munter ab, als Stuttgart mit einem Mal das Tempo anzieht und besonders Außenangreiferin Symone Lee mit viel Selbstvertrauen im Angriff agiert. Dem Gastgeber gelingen 5 Punkte in Folge und die knapp 1000 Zuschauer feiern ihre Mannschaft und das letzte Spiel vor Publikum, bevor es auch im südlichen Bundesland zu Zuschauereinschränkungen kommt. Stuttgart kommt im Angriff auf eine Effizienz von 60%, der SSC Block kann oftmals nicht anschließen und somit sind die harten Angriffe schwer zu verteidigen. Mit 25:15 geht der erste Durchgang an den Tabellenführer.

Jetzt nur nicht den Kopf in den Sand stecken, möchte man den Schweriner Damen zurufen, doch durch die unsicheren Bedingungen hinsichtlich zugelassener Zuschauer sind die Frauen am heutigen Abend auf sich allein gestellt und bestreiten ihr erstes Auswärtsspiel der Saison ohne eigene Fans in gegnerischer Halle. Doch das Daumendrücken vor dem Fernseher scheint auch Wirkung zu zeigen: der SSC erwischt den besseren Start, spielt die Bälle geduldiger zuende als noch im ersten Durchgang und so gestaltet sich ein ausgeglichenes Spiel. Der Kader leicht verändert, Symone Speech ersetzt Lea Ambrosius im Mittelblock. Bis zur Satzmitte kann sich keins der Teams absetzen, doch als dem SSC mit dem 11:10 nach gutem Aufschlag von Lina Alsmeier der zweite Block des Spiels gelingt, ist eine Serie eingeläutet. Ein Ass von Lina Alsmeier und starke Aufschläge von Denise Imoudu im Anschluss bringen dem SSC erstmalig eine 6-Punkte Führung zum 18:12. Als Indy Baijens im Anschluss Krystal Rivers im Block runterfischt, hat der SSC das Momentum auf seiner Seite und bringt diesen Satz ungefährdet mit 25:17 nachhause.

Im Durchgang drei kann sich der Favorit aus Stuttgart vom Satzverlust erholen, stabilisiert seine Annahme und kann somit das gewohnt variable und schnelle Spiel umsetzen, was Tore Aleksandersen von seiner Mannschaft fordert. Auch der Ausfall von Hester Jasper scheint sich durch die glänzend aufgelegten Außen Maria Segura und Simone Lee gut verkraften zu lassen, die mit 16 (Segura) und 19 (Lee) Zählern am Ende der Partie zu den fleißigsten Punktesammlerinnen gehören sollen. Bei Stand von 13:10 soll ein Zuspielerwechsel beim SSC neue Impulse setzen, doch auch Femke Stoltenborg kann den Ausbau der Stuttgarter Führung auf 17:12 nicht verhindern. Stuttgart gewinnt den Satz zu 19, vor allem weil den Gästen aus Schwerin zu viele Eigenfehler unterlaufen.

In Satz Nummer 4 geht es im Gleichschritt dahin, beide Mannschaften unterhalten die Zuschauer in der Halle und vorm TV mit spektakulären Abwehraktionen und erst beim 14:12 kann sich der Tabellenführer aus Stuttgart etwas absetzen. Besonders Krystal Rivers und Simone Lee trumpfen in diesem Durchgang erneut auf und zeigen, warum der Gastgeber in diesem Jahr das Maß aller Dinge ist. Anne Hölzigs Einwechslung verschafft Frauke Neuhaus eine kleine Verschnaufpause und die junge Außenangreiferin punktet direkt auf der ungewohnten Position, doch Stuttgart bleibt konzentriert und gewillt, dieses Heimspiel zu gewinnen. Mit geduldigem Spiel und trotz Rückstand mutigen Aufschlägen robbt sich der SSC auf 18:20 heran und macht die Schlussphase des 4. Durchgangs nochmal spannend. Die längste Rallye des Satzes kann der SSC gewinnen und möchte sich nicht geschlagen geben. Doch die Gastgeberinnen feiern mit dem Satzgewinn von 25:22 den nächsten Heimsieg aufgrund ihres stabileren Auftritts, einer starken Feldabwehr und der effektiveren Angriffsleistung.

„Wir spielen eigentlich sehr gut mit, machen viele Elemente gut aber lassen leider ein paar entscheidende Möglichkeiten liegen und sind nicht konsequent, um hier heute Punkte mitzunehmen. Den Stuttgarter Außenangreiferinnen haben wir heute Abend eindeutig zu viel zugelassen, wenn dann noch Krystal Rivers in gewohnter Form dazukommt und alle drei eine Angriffsquote von über 50% erreichen, haben wir wenig gegenzuhalten. Wir sind nicht so weit weg, das hat man phasenweise gesehen und daran gilt es jetzt weiterzuarbeiten,“ zieht Felix Koslowski ein erstes Fazit nach der Auswärtsniederlage.