Mit Femke Stoltenborg und Indy Baijens hat der SSC Palmberg Schwerin in dieser Spielzeit 2 Holländerinnen an Bord, die sich in diesem Doppelinterview ein wenig näher vorstellen. Für die 30-jährige Femke, den volleyballerischen Wandervogel der Mannschaft, ist es die zweite Saison in Schwerin, die erste als Kapitänin. Nach Stationen in Deutschland, Italien, Polen und Rumänien kehrte die sympathische Zuspielerin im Jahr 2020 in die Volleyball Bundesliga zurück und feierte mit dem SSC bereits einen Pokal- und Supercupsieg. Mit ihren 20 Jahren kann auch Indy Baijens mit einer Spielzeit in Frankreich und einer weiteren in Polen bereits auf ein paar Auslandserfahrungen zurückschauen. Ob sich beide Spielerinnen in Schwerin wohlfühlen, was sie trotz der 10 Jahre Altersunterschied voneinander lernen können und warum die holländische Nationalmannschaft für beide einen besonderen Wert hat, erzählen sie uns in diesem Gespräch.

Im letzten Interview waren mit Lindsey und Symone bereits zwei Landsfrauen im Fokus, die sich bei Auswärtsfahrten ein Zimmer teilen – ihr auch! Ist das Zufall oder gewollt und ist es ein Vorteil, sich mit jemandem im Team in seiner Muttersprache verständigen zu können?

Femke: Zu Saisonbeginn finden sich die Roomies für die Auswärtsfahrten und da haben wir uns einfach füreinander entscheiden und bisher klappt es sehr gut. Wir lernen uns dadurch noch besser kennen. Da Holländisch dem Deutschen so ähnlich ist, verstehen uns viele Teamkolleginnen, wenn wir auch auf dem Feld oder in der Umkleide mal eine Kleinigkeit auf Holländisch besprechen.

Indy: Ich bin sehr froh jemanden im Team zu haben, der Holländisch spricht. Es macht es in manchen Momenten, wenn es mal schnell gehen muss, deutlich einfacher und sobald wir bei Auswärtsfahrten im Hotel angekommen sind, sprechen wir natürlich nur Holländisch, alles andere wäre irgendwie komisch.

 

Für Indy ist es die erste Saison in Schwerin, für Femke bereits die zweite. Was macht diese Saison für Euch besonders und wo geht die Reise des SSC noch hin?

Indy: Für mich ist es das erste Mal in der Volleyball Bundesliga, was natürlich sehr aufregend und spannend ist. Gleichzeitig merke ich, dass ich mich im Vergleich zu meinen Spielzeiten in Frankreich und Polen in Schwerin um einiges wohler fühle, weil ich die Sprache, die um mich herum gesprochen wird, verstehe. Dadurch kann ich viel mehr interagieren und weiß einfach, was um mich herum passiert, das ist ein großer Unterschied. Als Mannschaft hatten wir einen sportlich schwierigen Start zu Beginn der Saison, doch aktuell haben wir viele Erfolgserlebnisse, die unsere harte Arbeit belohnen und ich hoffe, wir können so weitermachen.

Femke: Für mich ist es eine besondere Saison, weil ich die Beziehungen zu den Personen, die ich bereits kenne, noch vertiefen kann und dafür bin ich sehr dankbar. Gleichzeitig bin ich in meiner ersten Saison als Kapitänin in einer neuen Rolle und auch wenn das für mich kein großes Thema ist, versuche ich, mich immer gut ums Team zu kümmern. Ich habe das Gefühl, wir haben uns als Team sehr gut gefunden und es hat „klick“ gemacht, sodass ich glaube, dass wir auch gegen die starken Mannschaften im Rest der Saison und den Play-Offs noch viel erreichen können.

 

Mit Euch beiden treffen mit 30 Jahren die erfahrenste und mit gerade einmal 20 die jüngste Spielerin aufeinander. Könnt ihr Euch ergänzen und voneinander lernen?

Indy: Femkes Erfahrung ist toll. In schwierigen Momenten im Spiel weiß sie einfach immer genau, was sie sagen muss, um alle zu beruhigen oder nach vorn zu pushen. Es ist sehr hilfreich, eine so erfahrene Spielerin im Team zu haben, die genau wenn wir es brauchen, die richtige Energie geben kann. Das ist besonders für ein junges Team wie unser Gold wert. Sie gibt mir Feedback im Training und ich lerne viel von ihr.

Femke: Ich versuche mit meiner Erfahrung vor allem für die Mannschafft da zu sein. Wenn wir ein heikles Thema haben, was zum Beispiel beim Trainer angesprochen werden muss, übernehme ich die Verantwortung und gehe zu Felix. Gleichzeitig teile ich meine Erfahrung gern, wenn jemand Probleme mit einer Situation hat, versuche ich Wege aufzuzeigen, wie ich damit umgegangen bin. Von Indy lerne ich einen anderen Blick auf Volleyball und bin beeindruckt, wie begeistert sie ist, hier in Deutschland zu spielen. Was für mich normal ist, sieht sie mit ganz anderen Augen und das gibt mir wiederum eine neue Perspektive.

 

Femke, wenn Du nochmal 20 wärst, was würdest Du machen oder Deinem 20-Jahre alten Ich raten?

Femke: Spannende Frage… Ich denke ich würde mir selbst raten, meinen eigenen Entscheidungen zu folgen und mir selbst treu zu sein. Nicht auf andere zu hören, meinen eigenen zu Weg gehen und mit den Entscheidungen, die ich treffe, glücklich zu sein. Wenn man jünger ist, lässt man sich leicht beeinflussen und es gab auch schonmal Menschen in meinem Leben, die mir zu Entscheidungen geraten haben, die nicht meine eigenen waren und das würde ich mit meiner Erfahrung von heute anders machen.

 

Und Indy, wo siehst Du Dich in 10 Jahren mit 30?

Indy: 10 Jahre ist sehr weit weg, obwohl, eigentlich nicht… Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich mit 30 immer noch Volleyball spiele. Wie viele habe ich den Traum, einmal in Italien oder der Türkei zu spielen und hoffe, dass ich mir diesen Wunsch in den nächsten zehn Jahren erfüllen und auf eine erfüllte Volleyball-Karriere zurückblicken kann. Außerdem wünsche ich mir, dass ich in den nächsten 10 Jahren lerne, nicht so zögerlich zu sein und meine Entscheidungen mit weniger Unsicherheit zu treffen.

 

Auch wenn Euch 10 Jahre trennen, habt ihr viele Gemeinsamkeiten. Eine davon ist Eure Teilnahme an der holländischen Nationalmannschaft. Was ist das Besondere und macht den Unterschied zur Spielzeit in der Liga? 

Femke: Was die Nationalmannschaft für mich so besonders macht ist, dass man mit den gleichen Mädels groß wird und sich einfach lange kennt. Egal ob man den Club in seiner Karriere häufig wechselt oder nicht, im Sommer sind es immer die gleichen Freunde von früher, die man von verschiedenen Turnieren und aus der Jugend kennt. Es ist toll, wenn eine Mannschaft denselben Ehrgeiz und die gleiche Mentalität teilt. Das ist im Club in Deutschland auch so, war aber bei einigen meiner Auslandsstationen nicht der Fall und das war manchmal schwer. Im Sommer kamen immer alle mit den gleichen Zielen, ich konnte sehr viel lernen und die Zeit mit der Nationalmannschaft hat mich in meiner Karriere sehr nach vorn gebracht.

Indy: Ich finde es toll, wenn im Sommer so viele Spielerinnen aus allen Herren Ländern zusammenkommen. Man lernt sich kennen, teilt Erfahrungen aus der Saison und arbeitet dann mit dem gleichen Ehrgeiz an einem neuen Ziel. Es fühlt sich einfach besonders an, Teil einer Nationalmannschaft zu sein, denn man arbeitet eigentlich sein ganzes Leben daran. Als Jugendspielerin will man in die Jugendnationalmannschaft und dann ist das nächste Ziel ist dann die A-Nationalmannschaft und häufig sind es Weggefährtinnen aus der Jugend, die den Sprung ins erste Team schaffen, das macht es besonders. Mit dem Nationalteam eine Medaille zu gewinnen oder wie Femke einmal an Olympischen Spielen teilzunehmen, wäre ein Traum von mir.