Das EM-Abenteuer war für Anne Hölzig bedauerlicherweise nur ein kurzes. Im Achtelfinalspiel gegen Polen knickte das Knie der 26-Jährigen im dritten Satz bei der Landung weg. Was man durch die lauten Schreie und die Fassungslosigkeit der Mitspielerinnen vermuten konnte, war nur wenige Tage später Gewissheit. Hölzig hatte sich ihr vorderes Kreuzband im linken Knie gerissen. Dazu kam noch ein Riss des Innenmeniskus ziemlich nah an der Basis.

Am vergangenen Freitag wurde die Außenangreiferin in einer Spezialklinik in Heidelberg erfolgreich operiert. Dabei wurde ihr eine Sehne, die ihr Körper nicht zwingend braucht, aus dem Bein entnommen, das als Ersatzkreuzband dienen soll. Zudem wurde der Meniskus genäht und hat eine ziemliche gute Chance, wieder zusammenzuwachsen. Des Weiteren wurde ein Knorpelschaden sichtbar, der auch operiert werden musste. Dieser konnte zuvor bei der Magnetresonanztomographie (MRT) nicht erkannt werden.

Dadurch, dass nicht nur ihr Kreuzband betroffen ist, sondern auch Meniskus und Knorpel, dauert die Rehabilitationsphase länger und verläuft anfangs etwas langsamer als in der Regel, da das Knie nicht belastet werden darf. In den nächsten sechs Wochen wird das Bein im Allgemeinen wenig bewegt und Hölzig hauptsächlich mit Hilfe von Krücken unterwegs sein. Hinzu kommt der Erhalt von Lymphdrainagen, einer therapeutische Maßnahme, die dazu dient, den Lymphfluss im betroffenen Bereich zu verbessern und so Schwellungen zu reduzieren und den Heilungsprozess zu unterstützen. Nach einer Kreuzbandoperation kann es nämlich zu einer Ansammlung von Lymphflüssigkeit im operierten Bereich kommen. Die Lymphdrainage zielt darauf ab, diese Flüssigkeitsansammlung zu reduzieren und den normalen Lymphfluss wiederherzustellen. Bis Hölzig wieder fit ist, kann es noch eine Weile dauern. Ihre prognostizierte Ausfallzeit beträgt nach aktuellem Stand 7-9 Monate.

Was ist ein Kreuzbandriss?

Saison um Saison sind einige Athleten in unterschiedlichen Sportarten von dieser schwerwiegenden Verletzung betroffen, die eine Spielzeit umgehend beenden kann. Doch warum ist das so?

Das Knie ist ein Gelenk, das von Natur aus ein ziemlich instabiles Konstrukt ist. Deshalb hat dort jeder Mensch zahlreiche Bänder und Sehnen in diesem Bereich, die das Kniegelenk stabil halten. Im Inneren des Knies befinden sich die sogenannten Kreuzbänder. Sie haben ihren Namen durch die Anordnung, denn sie liegen in der Tat über Kreuz. Jedes Knie hat zwei Kreuzbänder, ein hinteres und ein vorderes. Sie sind dazu da, die Drehung und Rotation des Knies einzuschränken und das Knie im Allgemeinen so stabil zu halten. Diese Bänder sind ziemlich stark und können Belastungen bis über 200 kg aushalten. Doch es kommt in verschiedenen Situationen, wie bei abrupten Stops oder Drehungen z. B., vor, dass das Knie übermäßig belastet oder gedreht wird, sodass ein Kreuzband reißt. In der Regel ist das vordere betroffen. In einigen seltenen Fällen kann auch das hintere oder gar beide betroffen sein.

Die gängige Methode, die heutzutage praktiziert wird, ist, dem Körper operativ an einer anderen Stelle eine Sehne zu entnehmen. Diese wird an Stelle des gerissenen Kreuzbandes im Knie eingesetzt und soll seine Funktion übernehmen. Andere Methoden, die dazu dienen sollen, das Kreuzband wieder zusammenwachsen zu lassen, werden noch erforscht und getestet, vor allem auf die Langzeitwirkung. Manche Menschen verzichten auch auf eine OP und stärken nur die umliegende Muskulatur, die das Knie dann stabil hält.

Der Rehabilitation nach einem Kreuzbandriss ist ein langwieriger Prozess, der bei Profiathleten in der Regel eine Ausfallzeit von zumindest 6 Monaten bedeutet, bis sie ihren Sport wieder ausüben können wie zuvor.