Nach der 1. Saisonniederlage am vergangenen Spieltag blieb nicht viel Zeit zu lamentieren. Denn nur wenige Tage später wartete mit dem VfB Suhl Lotto Thüringen der nächste harte Brocken auf den SSC. Es war das Duell 3. gegen 4. und beide Teams sind jeweils mit 3 Siegen sowie 1 Niederlage gegen Tabellenführer Stuttgart in die Saison gestartet. Beide wollten also den Sieg, um den Anschluss an die Tabellenspitze zu bewahren.

Felix Koslowski musste wieder krankheitsbedingt auf Kapitänin Anna Pogany verzichten. Dafür fand sich die genesene Jazmine White im Kader wieder. Die Heimmannschaft fand leicht besser in die Partie, ging stets mit einem oder zwei Punkten in Führung. Doch Schwerin fand prompt eine Antwort, um auszugleichen. Ein Annahmefehler nach der starken Angabe von Lindsey Ruddins und ein Block von Indy Baijens sorgten für die erstmalige Führung beim Stand von 11:12. Die Schwerinerinnen fanden zunehmend besser in die Partie, sodass Laszlo Hollosy sich gezwungen sah, seine erste Auszeit zu nehmen. Die Angaben von Ruddins und Baijens bereiteten dem Gegner in dieser Phase mächtig Probleme. Doch das Blatt wendete sich anschließend wieder. Suhl erlangte mehr Selbstvertrauen und egalisierte die Schweriner Führung zum 19:19. Koslowski nahm kurz nacheinander seine beiden Auszeiten, um den Lauf Suhls zu stoppen. Beim Stand von 23:22 kam Anne Hölzig ins Spiel zum Aufschlag. Schwerin erspielte sich die erneute Führung, konnte den ersten Satzball aber genauso wenig wie Suhl kurz darauf verwerten. Der Schweriner Block mit Kästner und Ambrosius nutzte die dritte Gelegenheit zum Satzgewinn von 28:26 aus Sicht des SSC.

Im zweiten Satz konnte das Team von Felix Koslowski einen 0:4-Rückstand wettmachen. Eine erfolgreiche Challenge des Trainers sorgte für den Ausgleich zum 7:7. Im Anschluss bewegten sich beide Teams im Gleichschritt. Beim 11:13 kam White für Ambrosius ins Spiel, um den Block zu stärken. Doch Suhl setzte seine kleine Serie weiter fort, die Lina Alsmeier beim 15:11 zunächst unterbrach. Im Folgenden brachte die Heimmannschaft mehr Konstanz aufs Feld, sodass die Führung weiterhin aufrechterhalten werden konnte. Die Abwehr der Schweriner war durch den Ausfall ihrer Kapitänin merklich geschwächt. Suhl zog sein Spiel durch, auf das Schwerin in Satz zwei zu wenig Antworten fand, und glich mit dem 25:20 zum 1:1 nach Sätzen aus.

Der Gastgeber legte in Satz drei genau so los, wie er in Satz zwei aufgehört hatte. Von der Schweriner Durchschlagskraft, mit der die ersten 4 Pflichtspiele ohne Satzverlust gewonnen werden konnten, war zunächst nicht mehr so viel erkennbar. Zu oft war der Suhler Block zur Stelle. Hinzu kamen kleinere Probleme bei den eigenen Angriffsschlägen und der Annahme. Koslowski brachte mit Frauke Neuhaus, die prompt mit ihrer Ausstrahlung ihre Mitspielerinnen mitriss, auf Diagonal einen neuen Impuls. Schwerin blieb nun dran, stabilisierte die Annahme und glich zum 12:12 aus. Vor allem Libera Patricia Nestler sicherte wichtige Bälle. „Patti [Patricia Nestler, Anm. d. Red.] hat das extrem gut gemacht. Der Druck auf sie war extrem hoch, das darf man nicht unterschätzen. Du kriegst alle Aufschläge, alle testen dich und du weißt genau, wenn ich jetzt wegbreche, dann ist es aus hier. Das hat sie wirklich gut gemacht, ich bin stolz auf sie. In Suhl ist es speziell zu spielen bei der extrem aufgeheizten Atmosphäre“, lobte Koslowski seine Libera.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen hielt die Spannung der Partie hoch. Ein Schlag ins Aus sorgte für die erste Schweriner Führung in diesem Satz beim Stand von 18:17. Ruddins’ Schmetterball und ein gegnerischer Fehler bauten die Führung weiter aus. Schwerin hatte jetzt in der entscheidenden Phase des Satzes das Momentum auf seiner Seite. Hinzu kam etwas Spielglück mit einem Netzroller, einer aufgelösten Blockberührung durch den Videobeweis und einem erfolgreichen Punkt durch Ruddins’ Lobball nach langem Ballwechsel. Suhl kam zwar noch einmal heran, wehrte zwei Satzbälle ab, doch der Fehler von Fidon-Lebleu bescherte Schwerin nach einem 24:26 die 2:1 Führung nach Sätzen.

„Wir haben immer versucht, im Hier und Jetzt zu bleiben, dass wir die Situationen als einzelne Rallye sehen müssen, die wir mit maximaler Qualität spielen müssen. Wir werden Möglichkeiten bekommen, nur wir müssen geduldig bleiben. Auch wenn wir mit fünf Punkten zurückliegen, wird die Tür sicherlich nochmal aufgehen und wenn sie den Spalt aufmachen, müssen wir bereit sein, hindurchzulaufen und das haben sie heute gemacht im Endeffekt“, erklärt Koslowski die Steh-auf-Mentalität seines Teams heute.

Beide Teams schenkten sich im letzten Satz zunächst nichts. Als die serbische Nationalspielerin Jelena Delic zur Angabe schritt, legte Suhl seine erste Serie hin und ging mit vier Punkten in Führung. Es waren Parallelen zu den vorangegangenen Satzgewinnen erkennbar, wo Schwerin stetig einem Rückstand hinterherlief und es in der mittleren Phase des Satzes schaffte, diesen zu drehen. Diesmal sorgte die spätere MVP Ruddins mit ihrem 14. Punkt für den 15:15 Ausgleich. Suhl fand eher zurück in seinen Rhythmus und ging erneut mit drei Punkten in Führung. Nestler wehrte zwei stark geschlagene Bälle ab, sodass Schwerin wieder auf einen Punkt herankam. Der SSC schaffte es, zwei Satzbälle und den Tiebreak abzuwehren und gewann nach 117 Minuten den vierten Satz mit 27:25. Damit gehen 3 Punkte nach Schwerin, das somit den Anschluss an die Spitzenposition hält. „Das waren 3 richtige Big Points. Hier in Suhl zu gewinnen ist nie einfach. Das Spiel war über weite Strecken auf sehr hohem Niveau, mit zwei Mannschaften, die extrem physisch agiert haben, hohe, harte Angriffe, gute Abwehr, guter Block. Ich freue mich einfach, dass wir bei den Rückständen immer den Glauben behalten haben, dass wir den Satz drehen können, dass unser Momentum kommt. Und als es dann kam am Ende der Sätze, dass wir den Mut hatten, das für uns zu nutzen. Da haben wir schon aus dem Spiel gegen Stuttgart gelernt“, resümiert Chefcoach Felix Koslowski nach der Partie.