Vor dem Spiel warnte SSC-Coach Felix Koslowski vor einer starken Erfurter Mannschaft und er sollte Recht behalten. Nachwievor ohne Selbstvertrauen nach dem holprigen Saisonstart sowie ohne Nationalspielerin Lina Alsmeier reisten die Schwerinerinnen nach Thüringen und brauchten einen langen Atem, um die neu formierte Erfurter Truppe mit 3:2 zu bezwingen und den ersten Sieg der Saison einzufahren. Blockstark und angriffslustig allerdings mit Defiziten in der Annahme und fehlender Konstanz im Spielverlauf, freut man sich dennoch über 2 Punkte und den mentalen Aufwind für die nächsten Aufgaben.

Felix Koslowski beginnt den ersten Durchgang mit einer leicht veränderten Aufstellung zum Dresden Spiel und schickt neben Imoudu, Pogany, Baijens, Hölzig, Ruddins und Speech erstmals Frauke Neuhaus von Beginn an aufs Feld. Die Gäste kommen gut in die Partie und gehen durch druckvolle Aufschläge schnell mit 10:6 in Führung. Die Erfurter Annahme hat das ein ums andere Mal zu kämpfen, im Angriff kommen die Schwerinerinnen besonders durch diagonal geschlagene Außenangriffe am Erfurter Block vorbei und können sich so auf 16:12 absetzen. Erfurt bringt mit dem Doppelwechsel zur zweiten technischen Auszeit frischen Wind in die Partie und kann zum 16:18 aufschließen. Mit zwei starken Blockaktionen von Indy Baijens und Denise Imoudu sowie einem Ass von Anne Hölzig geht der SSC mutig voran und mit einer 5-Punkte Serie in die Crunchtime. Eine gute Block-Abwehr sowie die gleichmäßige Verteilung im Angriff bescheren den Gästen den Satzgewinn mit 25:19.

Nach dem Seitenwechsel gehen beide Mannschaften unverändert in Durchgang zwei und dieses Mal erwischt Erfurt den besseren Start. Kleine Unsicherheiten in der Schweriner Annahme erlauben kein präzises Zuspiel und der Erfurter Block – allen voran Jasmine White – kann sich entsprechend besser auf den Schweriner Angriff einstellen. Beim Stand von 9:6 für die Gastgeberinnen reagiert der SSC mit dem Doppelwechsel und Kapitänin Femke Stoltenborg soll dem Zuspiel den neuen Impuls geben. Auf Erfurter Seite punkten Rica Maase und Toni Stautz zur 5-Zähler Führung zum 12:7 und der Schweriner Annahmeriegel kann sich bis zur Satzmitte nicht stabilisieren. Das Team aus Thüringen zieht auf 16:9 davon und Felix Koslowski greift in 2 druckvollen Ansprachen ans Team ins Geschehen ein. Nach dem Rückwechsel auf Schweriner Seite bringt Denise Imoudu das Team mit guten Aufschlägen wieder heran, doch es braucht in diesem Satz zu viele Angriffsversuche für einen Punkt und Erfurt wehrt stark ab. Durch eine gute Aufschlagserie von Patricia Nestler und clever Angriffe von Lindsey Ruddins kommt der SSC zwar nochmal auf 21:23 heran, doch Erfurt gewinnt diesen Durchgang und gleicht zum 1:1 aus.

In Satz 3 sehen die Zuschauer ein Spiel auf Augenhöhe, bis zur Satzmitte kann sich kein Team absetzen und beide Mannschaften haben mit kleinen Schwierigkeiten zu kämpfen. Beim Stand von 14:13 dann ein kurzer Schreckmoment als Lindsey Ruddins bei einer Landung nach dem Block ihrer Mitspielerin auf den Fuß springt – Erinnerungen an die Verletzung von Lina Alsmeier vor 2 Wochen werden wach und bei einem weiteren Rückschlag wären für den SSC keinerlei Wechseloptionen auf der Außenposition möglich, doch zum Glück erholt sich die Schweriner Topscorerin schnell. Beide Mannschaften schenken sich nichts, kämpfen um jeden Ball und so hangelt man sich Punkt für Punkt zum 24:24. Knappe Sätze kennt das Team aus Schwerin in dieser Saison bisher nur zu gut und leider nimmt auch diese enge Spielphase kein gutes Ende: Erfurt blockt sich zum 26:24 Satzgewinn.

Die Gäste aus Schwerin durch das 2:1 in Sätzen mit dem Rücken zur Wand, wollen an diesem Abend unbedingt ein Erfolgserlebnis und kämpfen auch in Durchgang 4 unermüdlich. Kapitänin Femke Stoltenborg führt die Mannschaft aufs Feld in einem umkämpften Satz, bei dem sich erneut keins der Teams absetzen kann. Eine 3-Punkte Führung der Gäste zwingt Erfurt-Coach Bitter zur ersten Auszeit, nachdem der Schweriner Block zum 12:9 kräftig zupackte. Indy Baijens, im Satz davor unglücklich am Aufschlag, legt eine starke Serie hin und der SSC kann sich auf 15:9 absetzen. Konzentriert können die Gäste die Führung halten bis die Erfurter beim Stand von 20:14 eine Auszeit mit Wirkung nehmen. Die Gastgeberinnen kämpfen sich heran, Vorsprung und Siegessicherheit der Schweriner schmelzen dahin. Angefeuert einem kleinen gelben Fanblock erkämpfen sich die Schwerinerinnen hauchdünn den 27:25 Satzerfolg und gehen in den Tiebreak.

Der allesentscheidende 5. Satz beginnt ausgeglichen und mithilfe der Netzkante und einem Angriffsbagger von Anna Pogany geht der SSC knapp in Führung, doch auch solche glücklichen Punkte wollen hart erarbeitet sein. Beim Stand von 8:6 für den SSC wechseln die Teams die Seiten. Dank solider Annahme kann Femke Stoltenborg schnell auf Lindsey Ruddins zuspielen, die einen nach dem anderen Ball verwandelt und die Partie mit 29 Punkten als beste Punktesammlerin abschließen wird. Nach starkem Aufschlag von Baijens missglückt die Erfurter Annahme und Symone Speech kann am Netz abstauben und auf 11:7 davonziehen. Frauke Neuhaus tippt den SSC zum ersten Matchball, als sie ein unglückliches Zuspiel gekonnt auf die gegnerische Position 2 legt und im dritten Anlauf gelingt der Punkt zum wichtigen 3:2 Erfolg und somit dem ersten Sieg in dieser jungen Saison. Angriffsstark wenn auch in manchen Situationen noch etwas inkonsequent präsentierte sich das Team aus Schwerin bei diesem Auswärtsauftritt in Erfurt und Lindsey Ruddins holt sich ihre erste goldene MVP Medaille. „Wir haben als Team unglaublich hart für diesen Sieg gekämpft und hatten eine gute Energie auf dem Feld, ich bin sehr stolz auf die Mannschaft,“ so die US-Amerikanerin nach dem Spiel.

Felix Koslowski: „Wir haben einen guten ersten Satz gespielt, der Gameplan ist aufgegangen und wir haben das schnelle und variable Spiel gestalten können, das wir uns vorgenommen haben. Dann kommen im zweiten Durchgang Unsicherheiten dazu und die machen Erfurt stark und wir geben das Momentum ab. Ich muss der Mannschaft ein Kompliment machen, sich nach den zwei verloren Sätzen so zurückzukämpfen und sich mit ganz viel Willen gegen eine Niederlage zu wehren. Wir haben sicherlich noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen, aber es war enorm wichtig, dass wir so ein Spiel gewinnen und als Sieger vom Platz gehen können. “