Mit Savino del Bene Scandicci erwartete der vermutlich schwierigste Gegner in dieser Saison den SSC Palmberg Schwerin in Florenz zum Play-Off-Hinspiel des CEV Volleyball Cups. In 127 Minuten Kampf konnte der SSC zeigen, dass man mit einer mit Topathleten bespickten Spitzenmannschaft mithalten kann. Am Ende sicherte man sich trotz der 2:3 Niederlage einen Punkt im Kampf ums Weiterkommen.

Schwerin startete im Vergleich zu den letzten Spielen personell unverändert in diese Partie. Hochkonzentriert agierten die Schützlinge von Felix Koslowski von Beginn an und hielten gut mit. Die Italienische Mannschaft um den chinesischen Superstar Zhu Ting hatte ein unglaublich starkes Auge für den freien Raum. Die Schweriner Defensive musste alles reinwerfen. Mit einer knappen Führung von 8:7 gelang Scandicci der leicht bessere Start in die Partie. Der SSC zeigte sich sehr variabel im Angriff und agierte auf Augenhöhe mit dem Team von Massimo Barbolini. Auch leichte Unstimmigkeiten nach dem 10:10 warfen den Tabellendritten der Bundesliga nicht aus der Bahn. Pia Kästner schickte den Mittelblock weit nach außen. Ein cleverer Schachzug, der die italienische Führung egalisierte – 13:13. Vor allem Indy Baijens spielte stark auf, fand im Angriff oftmals die richtige Lösung und brachte ihren Topspinaufschlag sicher ins Feld. Schwerin drehte den Spielstand, ging seinerseits mit 16:14 in Führung. Doch Scandicci schlug mit vier Punkten in Folge zurück. Koslowski nahm beide seiner Auszeiten in dieser Crunchtime und gab taktische Anweisungen. Sein Team blieb durch die Schmetterbälle von Ruddins dran, konnte den Abstand aber nicht mehr verkürzen. Die 2,02 m große Außenangreiferin Ekaterina Antropova beendete den ersten Satz mit einem kraftvollen Schmetterball zum 25:21.

Schwerin ließ sich nicht verunsichern und startete genauso stark in den zweiten Durchgang. Yüzgenc, Baijens und Ruddins brachten wuchtige Angriffs- und Aufschläge ins Feld des Gegners. Pia Kästner machte das Schweriner Angriffsspiel teilweise extrem schnell. Die Gelb-Blauen gingen mit 8:6 in Führung. Italiens Tabellenzweiter, bespickt mit Spielerinnen aus den Top 100 der Welt, zog sein Spiel weiterhin konsequent durch und stellte die Schweriner Defensive gehörig vor Probleme. Der Rückstand wurde in ein 11:10 gedreht. Im Anschluss bewegten sich beide Teams im Gleichschritt und wechselten zwischen erfolgreichen Angriffen und kleinen Fehlern, die Punkte kosteten. Scandicci war im letzten Drittel des Satzes wieder stärker, erspielte sich mit einem 20:16 ein gutes Polster. Koslowski motivierte seine Spielerinnen, gab nochmal Anweisungen zu den Tipbällen. Yüzgenc und Baijens verkürzten. Zudem wurde Hölzig eingewechselt, um die Defensive zu verstärken. Doch Scandicci baute die Führung wieder auf vier Punkte aus, erspielte sich ebenso viele Satzbälle. Wieder war es Antropova, die den Satz entschied. Sie nutzte den zweiten Satzball zum 25:21.

„Wir mussten uns erst an die Atmosphäre und das Level gewöhnen. Scandicci hat eine wahnsinnig gute Mannschaft ist. Da spielen Topstars, die teilweise Olympia gewonnen haben. Das darf man nicht vergessen. Mit Zhu Ting haben sie eine echt überragende Angreiferin, die die ganze Zeit über unseren Block schlägt. Scandicci hat in den ersten zwei Sätzen gut Druck gemacht“, sagt Kapitänin Anna Pogany.

Zu Beginn des dritten Satzes spielte das Italienische Spitzenteam groß auf und ging gleich mit 5:2 in Führung. Die mitgereisten Schweriner Fans waren durch die ganze Halle zu hören und ermutigten ihre Mannschaft, nochmal alles zu geben. Doch die Annahme war nicht mehr so stabil wie in den Sätzen zuvor, sodass der SSC seine Angriffe nicht mehr so souverän ausspielen konnte. Scandicci erhöhte auf sechs Punkte Abstand. Schwerin verkürzte über die starke Yüzgenc, aber nicht entscheidend. Koslowski nahm früh seine beiden Auszeiten, wechselte beim 5:11 Pia Fernau und Frauke Neuhaus für kurze Zeit ein. Das wirkte, drei Punkte in Folge gelangen dem Deutschen Vertreter. Beide Mannschaften erhöhten das Tempo, spielten sich zügig Angriffe heraus mit kraftvollen Schmetterbällen. Scandicci hielt den Abstand aufrecht, führte mit 16:13. Zhu Tings Bälle bekam der SSC kaum unter Kontrolle. Zudem stand der Italienische Block extrem stark, sodass die guten Schweriner Angriffe abgewehrt werden konnten. Auf der Gegenseite war es immer wieder Anna Pogany, die in der Abwehr wertvolle Bälle holte und ihr Team im Spiel hielt. Koslowskis Schützlinge verkürzten auf 16:18 und 19:21. Erneut zeigte Scandicci über seine Außenangreiferinnen seine Klasse. Eine erfolgreiche Challenge, ein Angriff von Yüzgenc und ein Fehler des Gegners sorgten für den Ausgleich. Der SSC zeigte großen Kampfgeist und schaffte es durch Diagonalangreiferin Yüzgenc in Führung zu gehen. Zwei Aufschlagfehler bedeuteten Satzball für Schwerin, der durch den Mittelblock abgewehrt wurde. Ruddins holte den nächsten. Erneut war es Yüzgenc, die einen wichtigen Punkt holte. Ihr Aufschlagass bedeutete nach zwischenzeitlichen sieben Punkten Rückstand den Anschluss zum 26:24 und 1:2 nach Sätzen.

Die Italienerinnen brachen nicht weg, sondern kamen mit Wut im Bauch auf das Feld zurück. Das Team von Massimo Barbolini ging prompt mit 8:4 in Führung. Dennoch hallte es „SSC“-Rufe im Palazzo Wanny. Schwerin startete eine Serie, punktete über schnell herausgespielte Angriffe und erfolgreiche Blocks. Yüzgenc und White blockten zum 9:9, Alsmeier holte über Außen mit zwei Punkten die Führung. Zwar zeigte Scandicci weiterhin ein gutes Auge für den freien Raum in der Defensive des Deutschen Rekordmeisters, jedoch war der Wucht der Schwerinerinnen in dieser Phase kaum etwas entgegenzusetzen. Alsmeier lieferte zwei Asse nach – 14:10. Italiens Tabellenzweiter blieb weiterhin dran, verkürzte auf zwei Punkte. Der SSC marschierte dennoch in kleinen Schritten weiter, legte immer wieder vor. Barbolini nahm beim 15:19 eine Auszeit und war sichtlich genervt über den Spielstand. Schwerin ließ sich nicht stoppen und ging mit einem 20:16 in die finale Phase des vierten Satzes, erhöhte gar auf 23:16. Koslowski nahm eine Challenge, wieder einmal erfolgreich. Das bedeutete Satzball für Schwerin. Jazmine White verwandelte einen Dankeball direkt aus der Mitte zum 25:16. 2:2 nun nach Sätzen, es ging also in den Tiebreak.

„Wir haben nie aufgegeben. Das war der Schlüssel, dass wir trotzdem noch daran geglaubt haben, hier einen Satz mitnehmen zu können. Dann kam eins zum anderen und alles klappt. Wichtig war, dass wir in Block-Abwehr noch einen mehr geholt haben und dann die Punkte verwandelt haben“, erklärt Anna Pogany die Aufholjagd.

Der Tiebreak begann direkt mit einem Ass von Pia Kästner. Die Toppunktelieferantinnen heute, Yüzgenc und Alsmeier, zogen nach – 4:2. Es waren auf beiden Seiten viele Tips hinter den Block zu sehen. Scandicci drehte den Rückstand in eine 5:4 Führung, die Yüzgenc direkt egalisierte. Ruddins sorgte mit einem Ass für die erneute Führung. Pogany rettet einen starken Schmetterball, Kästner verwandelte eine Finte zum 8:6. Barbolini wollte mit einer Challenge und einer darauffolgenden Auszeit die Rhythmus der Schwerinerinnen unterbrechen. Das misslang. Ruddins und Pogany sorgten für einen langen Ballwechsel, den Baijens zugunsten ihres Teams entschied. Drei unglückliche Situationen sorgten für den 9:9 Ausgleich. Koslowski appellierte an sein Team, positiv zu bleiben. Scandicci fing viele gute Angriffe Schwerins ab startete eine Serie und erspielte sich vier Matchbälle. Zhu Ting nutzte den zweiten zum 15:11 und 3:2 Sieg ihres Teams.

„Ich bin superglücklich, wie wir gespielt haben, aber über das Ergebnis natürlich nicht. Man ist zwar sauer, dass man den fünften Satz nicht gewinnen konnte, aber wenn uns vorher jemand gesagt hätte, dass wir hier zwei Sätze mit nach Hause nehmen, dann wären wir auf jeden Fall glücklich gewesen. Ich denke, wir haben uns wahnsinnig gut verkauft. Darauf können wir stolz sein“, resümiert Pogany und ergänzt: „Wir wollen zu Hause vor unserem eigenen Publikum genau so eine Emotion kreieren und über uns hinauswachsen. Dann glaube ich, geht gegen Scandicci noch was.“

Auf Seiten Scandiccis waren es vor allem Zhu Ting (22 Punkte), Camilla Mingardi (15 P.) und Yana Shcherban (15 P.), die die meisten Punkte lieferten. Auf Schweriner Seite waren es Lina Alsmeier (21 Punkte), Tutku Yüzgenc (20 P.), Indy Baijens (16 P.) und Lindsey Ruddins (15 P.). Am kommenden Mittwoch steigt das Rückspiel zu Hause um 19 Uhr in der Palmberg Arena. Ein 3:0 und 3:1 würde zum Weiterkommen reichen, bei einem 3:2-Sieg ginge es in einen Golden Set.