Nach dem Schlusspfiff gab’s einen Schlag aufs Klemmbrett gefolgt von einem fairen Handshake bei Felix Koslowski. Sein Jubiläum hatte er sich wohl anders vorgestellt. Das Schweriner Urgestein coachte den SSC Palmberg Schwerin heute beim Bundesligaklassiker gegen den Dresdner SC zum 500. Mal und musste dabei die zweite Saisonniederlage einstecken. Mit 1:3 (16:25, 18:25, 25:14, 23:25) gewinnen die Gäste.

„Ich denke, wir können sehr viel aus dem Spiel mitnehmen. Ich habe schon einige Sachen im Kopf, die wir uns am Montag angucken können. Uns war allen bewusst, dass Dresden hierher kommt und nichts zu verlieren hat, auf die Bälle hauen wird wie verrückt. Und das haben sie gemacht. Mit dem 1:2 kommen wir nochmal heran und auch im 4. Satz haben wir Möglichkeiten, sind lange dran und dann einfach nicht konsequent genug. Dresden war im Gegenzug konsequent und hat diese Chancen genutzt. Das war am Ende der Unterschied. Damit müssen wir lernen, besser umzugehen. Ich glaube, wir haben heute ein paar Hausaufgaben von Dresden bekommen“, resümiert Felix Koslowski nach dem Spiel.

Für sein Jubiläumsspiel veränderte der Schweriner Trainer seine Startaufstellung im Vergleich zum CEV-Cup-Spiel auf zwei Positionen, brachte Yüzgenc und White für Neuhaus und Ambrosius. Seine Mannschaft zeigte sofort, dass sie dem Trainer einen Sieg zu diesem Jubiläum schenken wollten. Seine Schützlinge glichen einen 0:3-Rückstand aus und kämpften sich auch nach einem 4:8 wieder heran. Doch die Gäste um Kapitänin und Ex-SSC-Spielerin Jennifer Janiska wussten ihren Vorsprung wiederzuerlangen. Beim 7:11 unterbrach Koslowski und wollte die Unsicherheiten seiner Mannschaft zu Beginn des Satzes abstellen. Zwei Aufschlagfehler verhinderten eine Aufholjagd. Der SSC schien noch nicht in dieser Partie angekommen, lag nun mit 11:16 zurück. Dresdens Abwehr stand sehr stabil, häufig bekam eine Abwehrspielerin noch den Schmetterball einer SSC-Angreiferin. Dazu kamen ungewohnte Fehler der Schweriner in der Annahme. Koslowski unterbrach beim 14:19 erneut und wechselte zwei Punkte später dreifach, brachte Neuhaus, Hölzig und Fernau für Yüzgenc, Ruddins und Kästner. Ein gellendes Pfeifkonzert der Fans ging nach einer Schiedsrichterentscheidung durch die Halle. Dresden nutzte die Aufgebrachtheit der Schweriner und spielte den Satz souverän zum 16:25 zu Ende.

Die Palmberg Arena unterstützte ihr Team lautstark und tobte vor allem nach langen gewonnenen Ballwechseln. Schwerin wirkte deutlich wacher als noch im ersten Satz. Beide Teams agierten punktetechnisch auf Augenhöhe – bis zum 7:7. Danach schaffte es Dresden, sich etwas abzusetzen und nutzte es gnadenlos aus, wenn der SSC nur wenige Prozentpunkte nachließ. Indy Baijens brachte mit einem Einbeiner und ihrem anschließendem Aufschlag ihr Team nur kurz heran. Der DSC agierte über Außen mit Janiska und Wesser sowie durch die Mitte mit Haneline brandgefährlich, zog auf 12:18 davon. Anne Hölzig durfte wieder für Lindsey Ruddins ran. Doch der Tabellenvierte agierte weiterhin konzentriert und ließ sich den Vorsprung nicht nehmen. Das Team von Alexander Waibl zeigte sich zudem extrem blockstark. Ein Netzfehler Schwerins bescherte den Dresdnern das 2:0 nach einem 18:25.

„In den ersten zwei Sätzen hatten wir Probleme mit unserer Annahme, aber auch Schwierigkeiten, Lösungen im Angriff zu finden“, sagt Koslowski. „Dresden hat viel Druck im Aufschlag gemacht, unglaublich gefightet in Block und Abwehr.“

Schwerin ließ sich nicht unterkriegen, lief im dritten Satz zunächst einem Rückstand hinterher und drehte diesen nach einem langen Ballwechsel mit glücklichen Abwehraktionen in ein 7:6. Die Halle tobte wieder, die Schweriner Fans witterten eine Chance. Der Angriff des SSC spielte nun abgezockter. Kästner und Ambrosius hatten das Auge für die Lücke in der Dresdner Verteidigung. Jeder Punktgewinn Schwerins wurde lautstark gefeiert – 13:11. Besonders Frauke Neuhaus bekam immer wieder die Zuspiele, die sie erfolgreich verwertete. Zudem schaffte es der Schweriner Block, Dresdens Angriffe zu entschärfen, sodass der SSC diesen Satz nun dominierte und auf 20:12 davonzog. Die Gäste machten zu viele Fehler und kamen so nicht mehr entscheidend heran. Ein Schlag ins Aus besiegelte das 25:14, Schwerin hielt den Anschluss, 1:2 nur noch.

Die Mannschaft von Felix Koslowski behielt das Momentum bei, ging durch erfolgreiche Angriffe von Neuhaus, Baijens und Alsmeier in Führung. Gegenüber stand der bereits zwölfte Aufschlagfehler an diesem Tage, der eine Führung verhinderte. Immer wenn der SSC erfolgreich angriff, glich der DSC aus. Das 11:9 war erst die zweite Zweipunkteführung eines Teams in diesem Satz. Die Führungen gingen nun hin und her, mal lag Dresden mit 11:12 vorn, dann Schwerin wieder mit 14:13. Der SSC-Angriff um Baijens, Neuhaus und Hölzig, mit Angriffsquoten über 66 %, bewahrte die Chance, sich den Tiebreak noch zu erspielen. Dominierte in der zweiten Satzhälfte immer eines der beiden Teams, war es nun ein Kopf-an-Kopf-Rennen. 18:18 stand es, als Waibl seine zweite Auszeit nahm. Eine Führung seines Teams wurden nun stets vom SSC ausgeglichen. Beim 21:23 unterbrach Koslowski die Partie, redete emotional auf seine Spielerinnen ein, damit sein 500. Spiel nicht nach diesem Satz endete. Doch Dresden ließ sich die Führung nicht mehr nehmen und verwertete den Matchball zum 25:23.

„Wenn man erst mal 2:0 hinten ist, geht es um alles. Im 3. Satz haben wir einen Punkt gehabt, wo alles lief und dann war der 4. Satz sehr umkämpft. Am Ende machen wir 1-2 Fehler zu viel bzw. sind es dann einige wenige Bälle, die den Satz entscheiden und dann ist das Spiel vorbei“, sagt MVP Frauke Neuhaus nach dem Spiel.