Amtierender Meister und Pokalsieger gegen den Rekordmeister der Bundesliga. 4 DVV-Pokaltitel gegen 7. Es war eine Begegnung, die einem Finale hätte gleichen können – MTV Allianz Stuttgart gegen den SSC Palmberg Schwerin. In einem regelrechten Thriller setzte sich der SSC im Tiebreak mit 3:2 durch. Vor allem MVP Lindsey Ruddins stach mit 28 Punkten bei dieser grandiosen Teamleistung heraus. Im Pokalfinale in Mannheim wird der SC Potsdam Gegner sein.

Felix Koslowski konnte wieder auf Tutku Yüzgenc und Indy Baijens setzen, die gegen Straubing noch angeschlagen raus mussten. Dazu kam Jazmine White neu ins Spiel für Lea Ambrosius. Der Meister aus Stuttgart, der unter der Woche erfolgreich in die Champions League Saison startete, musste krankheitsbedingt auf seine Kapitänin Krystal Rivers verzichten. Dennoch erwischte das Team von Tore Aleksandersen den besseren Start in diese Pokalpartie, konnte etwas mehr Druck im Angriff entwickeln und ging mit 8:5 in Führung. Doch der SSC saß dem Gastgeber im Nacken und konnte den Rückstand knapp halten. Beide Teams punkteten souverän mit Schmetterbällen über außen. Koslowski nahm beim 13:10 für Stuttgart die erste Auszeit und monierte den Block, dass dieser aggressiver sein müsse. Vor allem die Abwehraktionen von Libera Pogany gegen die wuchtigen Stuttgarter Angriffe und die Punkte von Ruddins und Alsmeier hielten den SSC in dieser Phase im Spiel. Doch es gelang nicht, den Abstand entscheidend zu verkürzen. Der amtierende Pokalsieger ging mit 19:15 in Führung. Koslowski versuchte, das Momentum mit einer Auszeit zu unterbrechen. Hinzu wechselte er Anne Hölzig ein. Doch Schwerin schaffte es nicht, eine Serie zu starten, sodass Eline Timmerman mit einem Ass den Satz zum 25:18 entschied. Vor allem Simone Lee ragte in diesem Satz mit 8 Punkten heraus.

Satz 2 ging als offener Schlagabtausch los. Beide Mannschaften punkteten im Gleichschritt bis zum 5:5. Danach rettete Yüzgenc zweimal stark, sodass Ruddins mit zwei cleveren Angriffen für die 7:5-Führung sorgen konnte. Diese verwalteten die Schützlinge von Felix Koslowski anschließend. Aleksandersen nahm beim 8:11 seine erste Auszeit und kritisierte, dass sein Team zu statisch sei und physischer im Block agieren müsse. Der in Satz eins von Koslowski monierte Block punktete zum 14:9, sodass Stuttgart bereits seine zweite Auszeit nahm, um den Schweriner Lauf zu unterbrechen. Die Abwehr des Rekordmeisters stand in dieser Phase sehr stabil und die gute Übersicht der Angreiferinnen sorgte für kontinuierliche Punkte. Insbesondere Yüzgenc wechselte zwischen Abwehrrettung, Lob ins Hinterfeld und Schmetterball kurz hinters Netz und sorgte für wertvolle Aktionen. 70 % ihrer Angriffe landeten im Ziel und ihr Team ging mit 18:12 in Führung. Stuttgart witterte in der finalen Phase durch eine kleine Serie von Britt Bongaerts eine Chance, zeigte hinterher mehr Risiko und verkürzte den Abstand auf zwei Punkte zum 20:22. Eine erfolgreiche Challenge des Schweriner Trainers besorgten vier Satzbälle. Lindsey Ruddins verwertete mit ihrem 16. Punkt gleich den ersten zum 25:20, Schwerin glich aus.

4:4, 6:6, 8:8, 9:9 und 11:11 – diese Zwischenstände zeigten, dass diese beiden Spitzenteams sich ein hochklassiges Match lieferten und auf Augenhöhe agierten. Beide Sideouts, also Angriffe über außen, funktionierten gleichermaßen gut. Kein Team konnte sich absetzen. Die Zuspielerinnen Bongaerts und Kästner setzten ihre Teamkolleginnen exzellent in Szene. In der darauffolgenden Phase schaffte es Stuttgart, sich erstmals einen Dreipunktevorsprung zu erspielen. Koslowski nahm seine erste Auszeit in diesem Satz, wollte bessere Absprachen haben, mehr Dynamik in der Feldabwehr und sprach seinem Team Mut zu, dass noch nichts passiert sei. Die Gastgeber bauten auf 18:14 aus. Koslowski forderte volles Risiko seines Teams, um den Lauf Stuttgarts zu unterbrechen und diesen Satz noch drehen zu können. Er brachte Ambrosius, Fernau und Neuhaus. Jedoch wirkte Schwerin verunsichert, Stuttgart, voller Selbstvertrauen, zog sein energisches Spiel durch und vergrößerte den Abstand auf sieben Punkte. Laura Künzler beendete den Satz, 25:18 und 2:1 nun für MTV Allianz Stuttgart.

In Satz 4 ging Stuttgart prompt mit 3:1 in Führung, Schwerin konterte. Beim Rückstand von 3:5 wechselte Koslowski früh, brachte Anne Hölzig für Lina Alsmeier, die bisher unter ihrem Normallevel punktete. Auf der anderen Seite schraubten Lee (16 Punkte) sowie Künzler (15 Punkte) ihre Punktekonten hoch und sorgten für eine frühe Führung zum 9:5 und anschließend zum 12:5. Koslowski forderte in seinen beiden Auszeiten mehr Kompaktheit, gab spezifische taktische Anweisungen und sprach seinem Team erneut lautstark Mut zu, dass hier noch alles möglich sei. Hölzig punktete direkt nach der Auszeit, der Schweriner Dreierblock verhinderte drei Angriffe, Ruddins punktete aus dem Hinterfeld. Schwerin verkürzte auf vier Punkte, nur noch 10:14. Der SSC glaubte weiterhin an sich, verkürzte noch einmal auf 13:16, blieb dran, ließ Stuttgart nicht davonziehen und glich zum 21:21 aus. Die Endphase des vierten Satzes wurde nach der Aufholjagd zum Thriller. Ruddins, die aktuell beste Angreiferin der Liga, sorgte mit ihrem nunmehr 26. Punkt für die Führung. Schwerin erspielte sich in der Folge drei Satzbälle, die von Stuttgart abgewehrt wurden. Yüzgenc erspielte den vierten, der von Ruddins zum 27:25 verwandelt wurde. Es ging also in den Tiebreak.

Und der Thriller ging weiter, beide Teams schenkten sich nichts, wollten unbedingt ins Pokalfinale einziehen. Schwerin erspielte sich nach einem 0:2 ein 4:2. Aleksandersen war sauer, nahm die Auszeit und erinnerte an den Matchplan. Doch die Schützlinge von Koslowski machten wie im Rausch weiter, erhöhten auf 8:3. Schwerin kratzte jetzt jeden Ball heraus, der Jubel nach dem 10:4 ging durch die ganze Halle. Baijens blockte zum 11:4, Stuttgart verkürzte um zwei, doch das Momentum war weiterhin auf Seiten der Schweriner. Baijens erspielt dem SSC ganze sieben Matchbälle. Yüzgenc nutzte den zweiten Ball, 15:8, alle Schweriner stürmen aufs Feld, denn sie sind im Pokalfinale!

Ohne Worte. Ich bin super stolz auf die Mannschaft. Wir haben nicht gut gespielt heute, das muss man ganz klar sagen. Und trotzdem haben wir einen unglaublichen Willen, Kampfgeist und Herz gezeigt, alles auf dem Feld gelassen. Wir wollten unbedingt in dieses Finale kommen. Ich glaube im vierten Satz sind wir wirklich tot, auswärts in so einem Rückstand zu sein. Wir haben trotzdem einfach weitergespielt und weitergekämpft. Es war dann einfach überragend. Ich bin, wie gesagt, super stolz auf die Mannschaft und das gesamte Team, alle drumherum, die da mitwirken. Das ist ein tolles Ergebnis, ein toller Sieg für uns. Das muss uns einfach Selbstbewusstsein für die Zukunft geben“, sagt Finaltrainer Felix Koslowski.