Eine Prognose war vor dem Spiel nur bedingt zu stellen – die beiden Mannschaften der Sport1 TV-Partie der Woche kamen nahezu zeitgleich aus einer langen Corona-Zwangspause und die bisherigen Begegnungen in Liga und Pokal waren ebenfalls ausgeglichen. Beide Teams lieferten dem Fernsehpublikum über 2 ½ Stunden einen harten Kampf, mit dem besseren Ende für den SSC Palmberg Schwerin. „Spielerisch war es eine Partie mit vielen Stockfehlern, vor allem im Aufschlag, aber kämpferisch haben wir alles gegeben und uns am Ende belohnt. Wiesbaden hat viel Druck gemacht und es ist uns schwergefallen, Rhythmus aufzunehmen. Ich bin trotzdem stolz auf die Mannschat, wir hätten auch 3:1 verlieren können, haben es aber am Ende zum 2:3 gedreht,“ zeigt sich Felix Koslowski nach der Partie erleichtert.

Der SSC startet nervös mit Aufschlag- und Netzfehlern in die Partie und kann erst beim Stand von 6:7 das erste Mal in Führung gehen. Der VC Wiesbaden, nachwievor ohne Top-Angreiferin Laura Künzler, hat den 7. Tabellenplatz als Saisonziel ausgeschrieben und sich für dieses Spiel viel vorgenommen, sagt Trainer Benedikt Frank kurz vor der Partie im TV. Den Damen aus Schwerin unterlaufen viele vermeintlich unnötige Fehler im Angriff und auch 2 Challenges auf Seiten der Gäste bleiben unerfolgreich, sodass der Gastgeber mit 5 Punkten in Führung gehen kann. Beim Stand von 18:13 reagiert das Schweriner Trainerteam mit dem Doppelwechsel und Ex-Wiesbadnerin Frauke Neuhaus punktet zum ersehnten Sideout. Der SSC ist trotz des Anschlusspunktes weiterhin noch nicht ganz im Rhythmus. Die Gastgeberinnen in Blau überzeugen mit aggressiver Block-Feldabwehr und erzielen allein im ersten Durchgang 6 direkte Blockpunkte. Zu viele, um aus Sicht des SSC noch eine Aufholjagd zu starten und so geht der erste Durchgang mit 25:19 an die Damen aus Hessen.

Der VC Wiesbaden startet Durchgang zwei genauso aggressiv und risikoreich, wie der vorherige aufgehört hat. Beim SSC startet Frauke Neuhaus in diesem Satz von Anfang an, sicherlich auch weil US-Girl Samedy im Satz zuvor meist glücklos am Wiesbadener Block oder der Länge des Feldes gescheitert ist. Sie treibt ihr Team mit mutigen Angriffen und einem Servicewinner zum 10:15 voran. Dank stabiler Annahme und mehr Varianten im Angriffsspiel, können die Gäste den Vorsprung ausbauen und Indy Baijens sorgt für die wichtigen Punkte in der Crunchtime zum Satzausgleich beim Stand von 18:25.

Nach dem Ausgleich in Sätzen scheint der SSC im Spiel angekommen und ein Ass von Frauke Neuhaus bringt die Gäste zunächst mit 2:4 in Führung. Als Wiesbaden dann jedoch durch eine Aufschlagserie von Pia Leweling mit 6 Punkten in Folge vorbeizieht, wird es für den Tabellenvierten aus Mecklenburg wieder eng. Lindsey Ruddins muss nach 20 Angriffsversuchen und nur 4 Punkten das Feld verlassen und Anne Hölzig kommt zum Einsatz. Es entwickelt sich ein recht wildes Spiel mit vielen engen Szenen am Netz, der Sieger dieser Duelle zumeist der VC Wiesbaden. Erst ein Angriff der eingewechselten Steph Samedy kann mit dem 10:5 die Serie des VCW unterbrechen. Doch auch die anschließende lange Rallye gewinnen die Gastgeberinnen, die mit immenser Arbeit in der Feldabwehr zum 13:9 in Führung gehen. Beim Stand von 19:13 scheint der Satz aus Sicht des SSC schon fast verloren, doch eine 3 Punkte-Serie bringt den SSC wieder heran. Jedoch wurden vorher zu viele Chancen liegengelassen, um das Wiesbadner Team um die stark aufspielenden Angreiferinnen Großer, Große Scharrmann und Leweling ernsthaft zu gefährden. Mit 25:20 sichert sich Wiesbaden zunächst diesen Satz und einen wichtigen Punkt im Kampf um die Play-Off Plätze.

Dass der VC Wiesbaden ernst zu nehmen ist, hat Felix Koslowski bereits im Vorfeld dieser Partie deutlich gemacht, denn das Team aus Hessen hat in dieser Saison bereits mehrfach gegen vermeintlich starke Gegner wie den SSC oder auch Dresden gewinnen können. Dennoch wird sich der SSC nach der Corona-Quarantäne der Gäste und der Absage von Laura Künzler diese Auswärtsaufgabe sicherlich lösbarer vorgestellt haben. Im vierten Durchgang sind beide Teams lange gleichauf, Lea Ambrosius ist für Symone Speech im Spiel und die Damen in gelb kämpfen tapfer um den Entscheidungssatz. Wiesbaden kann sich in diesem Durchgang mit maximal 3 Punkten absetzen, der SSC ist wie schon so oft in dieser Partie zur Antwort gezwungen. Beim Stand von 18:18 geht es in die Crunchtime, die von einer Aufschlagserie von Lea Ambrosius und zwei gut gestellten Blocks von Indy Baijens mit 22:25 beendet wird.

Der SSC hat es in den Tiebreak geschafft und startet diesen mit einer Aggressivität, die sich die Schweriner Fans sicherlich schon in den Durchgängen davor gewünscht hätten. Wer im Tiebreak von Beginn an Gas gibt, hat meist das bessere Ende und so können die Anhänger der Damen in Gelb bei einer schnellen 1:4 Führung immer noch auf 2 Punkte Ausbeute hoffen. Lindsey Ruddins und Top-Scorerin Lina Alsmeier punkten zuverlässig am Netz, doch Wiesbaden kommt durch starke Abwehraktionen von Olympiasiegerin Justine Wong-Orantes auf 6:8 heran. Ein umkämpftes Spiel geht nach dem letzten Seitenwechsel des Abends in die Schlussphase. Denise Imoudu ist mit dem zweiten Ball in dieser wichtigen Phase erneut erfolgreich und dem VCW unterlaufen deutlich mehr Fehler im Angriff als in den Sätzen zuvor, sodass das Team von Felix Koslowski schlussendlich 2 wichtige Punkte aus Wiesbaden entführen kann. Den Matchball verwandelt Lina Alsmeier zum 10:15, die mit einer durchweg konstanten Leistung im Angriff und insgesamt 24 Punkten einen großen Anteil zum Last-Minute-Sieg beigetragen hat.